Heiner Müllers "Zement" nach Gladkow, 1973 unter Ruth Berghaus am Berliner Ensemble uraufgeführt, zum Beginn der Spielzeit 1996/97 an der Berliner Volksbühne. Solch Werk "mit einem großen historischen Aufbaupathos" (Müller) über die frühen Jahre der Sowjetmacht heute und hier? Regisseur Andreas Kriegenburg, wieder am Hause, ging das Wagnis ein. Mit überzeugendem Augenmaß polte er allen Heroismus auf ein menschliches Limit und sichtete die Kreatur, das Individuum, Weib wie Mann, neu geboren und doch verloren in diesem Aufbruch in eine neue Gesellschaft, welche sich bekanntlich trotz opfervollen Kampfes in ein Nichts auflöste, derzeit allenfalls noch Marktwert hat als Diffamierung kommunistischer Ideale. [...] Der Regisseur bringt das Stück also nicht als Dokument, sondern als Spiel, ja als kontrastreiches »Bei-Spiel«. Er ist nicht werkgetreu, lässt wichtige Zusammenhänge einfach weg. Was er zeigt, kommentiert er ständig, tragische, beklemmende Ereignisse immer wieder komisch »entspannend«, szenisch, auch musikalisch. Oft stellt er dafür einen Musikanten in die Szene. Dabei geht er unverkrampft vor, mit geschichtlichem Verständnis, und kommt eben dadurch zu objektivierender Wertung. Denn was sich in diesem Lande zutrug und sowohl Gladkow als auch Müller erzrealistisch aufarbeiteten, ist nun einmal ein gewaltiges Kapitel Menschheits-Geschichte. Daran ist nicht vorbeizukommen. [...] Ein anspruchsvoller, ein gelungener Auftakt der Berliner Spielzeit in der Volksbühne. (Source: Neues Deutschland)
http://www.berliner-schauspielschule.de/zement.htm
https://volksbuehne.adk.de/deutsch/volksbuehne/archiv/spielzeitchronik/1990_bis_2000/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Zement_(Theaterst%C3%BCck)
https://www.theatertexte.de/nav/2/2/3/werk?verlag_id=henschel_schauspiel&wid=3069&ebex3=3